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Das Stillen

23. April 2023

Wie sieht ein wirklich guter Stillstart aus?
Wenn das Baby geboren wird, kann es auf dem Bauch der Mutter zur Ruhe kommen. Hier ist es in seinem vertrauten Energiefeld, spürt den Herzschlag der Mutter und ihre Liebe.
Nach einer Weile des Ankommens und  Ruhefindens wird es ein bisschen unruhig werden und nun kommen seine frühkindlichen Reflexe schon wieder voll zum Einsatz: das Neugeborene wird mit offenem Mund und ganz typischen schwingenden Bewegungen des Kopfes, wie ein kleiner Specht, beginnen, die Brust zu suchen. Nach einer Weile wird es seinen ganzen Körper zu Hilfe nehmen, die Beinchen stecken und die Füßchen in den Bauch der Mama stemmen und mit Einsatz irgendwann die Brust finden.
Wäre das in einem Comic dargestellt würde das nun folgende Geräusch vielleicht ein „Plopp!“sein, denn mit einer Selbstverständlichkeit und erstaunlicher Kraft saugt sich das Kleine plötzlich an der Brust an.

Was für eine wunderbare erste Erfahrung!
Kinder die diese Erfahrung machen dürfen wissen, dass sie sich um sich selbst kümmern können. Eltern, die das erleben wissen, dass sie ihren Kindern nicht alles erklären und vorkauen müssen…
Besser können wir die Babys nach der Geburt nicht anlegen. Egal welche Position, welchen Winkel, welche Idee wir haben, das Baby wird die Brust in den Mund gehalten bekommen und erst mal schauen müssen, was es nun damit macht.

Die erste Milch, die wir Frauen produzieren ist das Kolostrum, auch „Vormilch“ genannt. Kolostrum ist besonders proteinreich und dadurch dickflüssig und gelblich. Es hat Nähstoffe, Antikörper, Wachstumsfaktoren und vieles mehr in sich und ist wie ein „Konzentrat“. Das ist wichtig! Zum einen, weil sich das Verdauungssystem des Kindes erst aufbauen muss, zum anderen, weil der Magen des Neugeborenen so groß ist wie eine Kirsche und maximal 7 ml fassen kann. Der kleine Magen wird erst langsam wachsen und sich an Nahrung gewöhnen.

Zwischen 2. und 6. Tag nach der Geburt wird irgendwann die Milch kommen und das Kolostrum ablösen.
Jetzt geht was los… Die Brüste haben noch nicht gelernt, wie viel Milch das Kind möchte und produzieren typischerweise erstmal, was möglich ist… Wahrscheinlich wird die Mutter nun mehr Milch haben, als das Kind braucht. Keine Sorge! Schon nach ein paar Tagen pendelt sich das ein. Zuviel Milch kann vorsichtig und liebevoll ausgestrichen werden, vielleicht unter der warmen Dusche… Es kann auch sein, dass vor dem Anlegen der Milchdruck durch Ausstreichen reguliert werden muss, damit das Kind überhaupt trinken kann.

Jetzt beginnt die Brust zu lernen, was das Kind braucht und stellt sich auf seine Bedürfnisse ein. Das dauert eine Weile.
Vielleicht werden in dieser Zeit die Brustwarzen ein bisschen wund, denn die meisten Brüste sind diese Beanspruchung nicht gewöhnt. Vorbereitend hilft es, einfach keinen BH zu tragen und die Brustwarzen natürlich an Reibung zu gewöhnen. Wenn sie wund geworden sind: nicht verzagen, das geht vorbei… Viel Luft ist gut, die eigene Milch, die auf der Haut trocknen darf ein wunderbares Heilmittel, effektive Mikroorganismen auf die Brust gesprüht können helfen, alles abzubauen, was nicht dahin gehört und Heilwolle im Still-BH lässt auch verpackt Luft an die Brust und wirkt mit seiner Zusammensetzung ganz wundervoll entzündungshemmend.

Das Kind wird nun seine Darmflora aufbauen und sich an Ernährung gewöhnen und die Brust wird lernen, zu erkennen, was das Kind braucht. Das braucht Zeit, Geduld und Ruhe.

Übrigens ist Stillen das Beste, was eine Frau für ihre Rückbildung tun kann. Durch das beim Stillen produzierte Oxytocin zieht sich die Gebärmutter zusammen und kann ihre geliebte Größe und Form wiederfinden..

Viele Frauen haben irgendwann später das Gefühl oder sind mit der Idee konfrontiert, nicht genug Milch zu haben. Es gibt ein paar wichtige Ideen, diesem Problem vorzubeugen:
Das Kind ganz oft anlegen. Nicht erst wenn es schreit, sondern schon wenn es Hungerzeichen zeigt und schmatzt, versucht am eigenen Fäustchen zu saugen, unruhig wird und so weiter. Wenn das Baby schreit, kann es passieren, dass es nicht entspannt an die Brust kommt und unruhig ist, einfach nicht so gut trinkt.
Die Brust niemals leer! Ein Kind kann immer angelegt werden und ein bisschen Milch ist immer da. Wenn der Bedarf des Kindes im Laufe seiner Entwicklung steigt, ist es ganz natürlich, dass es die Brüste scheinbar „leer“ trinkt. Dann ist ein verbreiterter Fehler, dass die Mutter wartet, bis fühlbar wieder Milch in der Brust ist. Wenn ein Kind an einer Brust nuckelt, obwohl die schon echt Milch gegeben hat, dann lernt  diese, dass sie mehr Milch machen muss. Wartet die Mutter und lenkt ihr Kind ab, dann glaubt die Brust, es ist kein Bedarf da. Also: immer anlegen, wenn das Kind Hungerzeichen zeigt, dann reguliert die Brust den Bedarf.
Und ein kleines Problem ist manchmal der Schnuller. Ein Schnuller darf sein! Aber bedacht eingesetzt. Zum Beispiel wenn es gerade nicht anders geht, weil die Familie im Auto sitzt und gerade nach Hause fährt. Hier spricht nichts gegen einen Schnuller, um das Kind zu beruhigen.
Doch ein Kind  das permanent am Schnuller saugt, kann der Brust nicht seine Bedürfnisse übermitteln. Im blödesten Fall führt das zu nicht genug Milch..
Übrigens müssen die meisten Kinder lernen am Schnuller zu saugen. Typischerweise wollen sie ihn nicht und spucken ihn die erste Male wieder aus..

Wie sollte sich eine stillende Frau ernähren?
Eine stillende Frau braucht etwa 500 Kalorien mehr. Für zwei essen muss sie also nicht…
Es gibt unglaublich viele Empfehlungen, Verbote und Gebote für die Stillzeit.
Ich glaube, mit ein bisschen gesundem Menschenverstand bekommt sich eine stillende Frau gut ernährt. Auf der einen Seite zeigt ihr Körper, was sie braucht und genauso, was sie nicht braucht. Wenn sie auf irgendetwas absolut keinen Appetit hat, macht es nicht viel Sinn, das zu essen. Worauf sie richtig Lust hat, wird so falsch nicht sein.. Wichtig ist, dass sie genug trinkt, 3 Liter am Tag vielleicht und sich gesund und frei ernährt. Am besten ist es oft, gar nicht viel zu ändern. Was sie in der Schwangerschaft gern gegessen hat, kennt das Baby und wird es wahrscheinlich verstoffwechseln können. Denn in Indien haben auch nicht alle Neugeborenen Koliken..

Abschließend möchte ich noch etwas zum Thema Darmflora schreiben:
Im Bauch haben die Kinder keine Darmflora. Sie bekommen den Startschuss für den Aufbau zur Geburt über die Vaginalflora und die rektale Konfrontation. Das heißt, es braucht eine intakte Darm- und Vaginalflore der Mutter für diesen Start und das Begehen eines natürlichen Geburtsweges. Kaiserschnittkinder und auch die „Sterngucker“ brauchen eine zusätzliche Konfrontation mit Darmbakterien, um eine satte eigene Flora aufbauen zu können.

Herzliche Grüße!
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