In meinen Coachings und Kursen sehe ich immer wieder, dass Menschen sich nicht trauen, in ihre Integrität zu gehen. Weil sie Angst haben, loszulassen, weil sie sich in ihren Blockaden geborgen und sicher fühlen (nach dem Motto: ist zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber ich hab´s wenigstens sicher), weil sie sich einfach an bestimmte Dinge gewöhnt und sich damit arrangiert haben.
Dabei macht Integrität unendlich viel Freude und das Leben, das eigene Leben, geht erst richtig los, kommt in Fluss und fängt an zu beschenken. Und es ist überhaupt kein Druck drauf, weil wir immer alles selbst entscheiden, den richtigen Zeitpunkt für eine Entscheidung erspüren und uns getrost von unserem inneren Kompass, dem Gefühl leiten lassen können.
Doch worum geht es dabei wirklich?
Integrität heißt einfach nur, sich in seinen eigenen Lebensplan hineinzugeben. Jeder Mensch hat einen Plan, eine Aufgabe in sich. Und folgt er dieser Aufgabe, dann lebt er sich selbst! Dazu haben wir einen perfekten Wegweiser in uns: unser Gefühl. Wenn wir diesem folgen, können wir nicht falsch liegen. Deshalb frag dich: wozu hast du Lust? Wenn wir auf etwas Lust haben, ist die Chance viel größer, dass es erfolgreich sein wird, als wenn wir keine Lust drauf haben. Einfach weil wir dann viel mehr von uns reingeben können. Und wenn bei dir vielleicht sogar Dinge laufen, auf die du keine Lust hast, frag dich mal, was passiert, wenn du deine Aufmerksamkeit auf irgendetwas richtest, wofür du so richtig innerlich brennst…
Integer zu sein, heißt authentisch zu sein. Authentisch? Auch das ist kein großes unerreichbares Etwas. Authentisch sein heißt:
Ich bin so wie ich bin. Ich habe Stärken und ich habe Schwächen. Ich zeige mich, wie ich bin und bin damit in Frieden. Authentisch kommunizieren heißt, einfach auf den Tisch legen, was da ist. Das ist nicht schwer, im Gegenteil: es ist eine große Erleichterung. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Authentizität zu Angenommensein im Außen führt. Denn jeder Mensch spürt bewusst oder unbewusst – das ist egal- ob jemand klar kommuniziert oder eine Rolle spielt.
Ich habe vor einiger Zeit mit mir selbst einen Kurs im nicht Denken gemacht. Ich habe versucht, alle Impulse in mir rauszulassen, ohne darüber zu reflektieren, ob das sinnvoll ist oder nicht. Ich war mir bewusst geworden, dass es mir nicht immer egal ist, was mein Gegenüber denkt über mich und ich deshalb wesentliche Anteile von mir zurückhalten habe. Und dieses egal sein, wollte ich üben.
Das Resultat war irre! Es war nicht in allen Situationen das, was herkömmlich als Schön bezeichnet werden kann. Doch es war so verblüffend zu sehen, wie mein Gegenüber offen sein kann, wenn ich offen bin. Und vieles hätte nicht so aufgehen können, wenn ich vorher überlegt hätte. Das soll nicht heißen, dass ich Denken ablehne… Hin und wieder ist es ganz praktisch und wir dürfen einfach nur lernen, dass Denken mal nach hinten zu schieben, wenn es grad den Platz für etwas Wichtigeres besetzt.
Wer integer leben will, darf seine Kompromisse lösen. Darf! Das ist eines der größten Geschenke, die wir uns selbst machen können. Weil unendlich viel unserer Kraft, Konzentration und Energie in Kompromissen hängt. Ein Kompromiss ist das, was wir bewusst oder halb bewusst tun, obwohl irgendeine Instanz in uns weiß, dass es nicht stimmig ist.
Wir machen soo viele Kompromisse… In der Ernährung, in der Erziehung unserer Kinder, in der Bildung, mit unserem Job… Klar klärt sich das nicht alles im Jetzt sofort. Doch wir können hinschauen und uns ausrichten. Was meinst du, was passiert, wenn immer mehr Menschen diese Kompromisse wandeln wollen und beginnen, sich nach stimmigen Wegen umzusehen? Das verändert alles. Unser ganzes System basiert auf der Kompromissbereitschaft der Menschen…
Und jeder gelöste Kompromiss macht uns freier und klarer und öffnet Raum in uns, für unser eigentliches Sein. Jeder hat da Bock drauf!
Integer zu sein, heißt eigenverantwortlich zu sein.
Jeder hat ein gewisses Maß an Verantwortung in sich. Ist er eigenverantwortlich, kümmert er sich nur um die Dinge, die ihn was angehen, die seine Aufgabe sind. Das kann auch scheinbar im Außen sein.
Ein Pädagoge hat zum Beispiel Verantwortung für das, was er tut. Weil es im Idealfall seine Aufgabe ist, worin er aufgeht und was er kann. Wenn nicht, dann ist es nicht die richtige Stelle für ihn, Verantwortung zu übernehmen…
Es gibt viele Menschen, die sagen, sie haben gar keine Zeit, sich um ihre eigenen Aufgaben zu kümmern. Das ist eine spannende Sache… Ich glaube, zu jedem Menschen ist eine bestimmte Quantität an Verantwortung gedacht und wenn dieser Mensch diese nicht annimmt und lebt, dann setzen sich von außen Themen drauf. Nach dem Motto: da ist einer, der hat noch Kapazität, kann er sich doch um meinen Sch… kümmern. Menschen, die viele Themen übernehmen, dürfen sich fragen, ob sie bereit sind und Lust haben, endlich mal das zu machen, was sie wirklich was angeht. Und dann ihren Verantwortungsraum mit sich selber füllen. Und dann wird was! Dann können sie ihre eigenen Ideen umsetzen.
Integer zu sein heißt, Blockaden und Symptome als Indikator für abwesendes Potential zu sehen und darauf zu reagieren.
Ein Symptom entsteht nur, wenn irgendetwas nicht im Fluss ist. Dann geht es darum, zu schauen, was es ist, was da erschlossen sein will. Da braucht niemand der große Seher zu sein. Oft reicht da ein bisschen Menschenverstand. Das Symptom spricht für sich… und oft gibt es sogar einen Volksmund, der die Blockade erklärt: „die Schnauze voll haben“, „verklemmt sein“, „nicht auf eigenen Beinen stehen“, „die Galle läuft über“, „einen Frosch im Hals haben“, „ein gebrochenes Herz haben“, „halsstarrig sein“ und so weiter.
Jedes Symptom will etwas verändern, auf etwas hinweisen. Und wenn wir erkannt haben, was es ist und bereit sind unser Leben entsprechend zu verändern, kann es sich auflösen.
Der Frosch im Hals löst sich vielleicht, wenn etwas ausgesprochen wird, was sich nicht mehr unter schlucken lässt ;-)
Integer zu sein heißt auch, das Umfeld in dem wir leben so zu gestalten, dass wir darin uns selbst leben können. Wir dürfen uns mit Dingen und Menschen umgeben, die wir dort auch haben wollen.
Und uns so selbst das Signal geben: du bist so wertvoll, dass ich dir dein Umfeld ganz wunderschön mache! Und ganz nebenbei verlieren wir keine Kraft.
Und das alles ist Ausrichtung. Integer zu sein heißt nicht, 100% Integrität zu leben, sondern sein Leben so zu gestalten, dass es Spaß macht, weil es genau passt. Weil unser Tun und Handeln für uns arbeitet und somit das Sein für uns frei und offen ist. Es ist kein Hokuspokus und kein Spirikram, es ist einfach wichtig, um glücklich sein zu können…
Liebe Grüße
Yvonne